Die Preise steigen. So schwer diese Last aktuell ist, so führt einem der Blick in die Geschichte einmal mehr vor Augen, dass unsere Vorfahren im Blauen Ländchen mit noch größeren Herausforderungen ihren Alltag bewältigen mussten. Die Hyperinflation von 1921 bis 1923 jährt sich gerade zum 100. Mal. Aus diesem Anlass wurde für das Stadtarchiv auf Basis einer kleinen Spende aus dem Fachhandel das Original eines Kassenscheins erworben, den der Magistrat der Stadt Nastätten über den Wert von einer Million Mark 1923 ausgestellt hatte (siehe Abbildung).
Parallel zu damals ist ein Krieg Mitursache und Treiber der Inflation. Die Hyperinflation war eine Spätfolge des Ersten Weltkriegs, eine Blase, die fünf Jahre nach der Kapitulation endgültig platzte. Die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs forderten nicht nur Millionen von Menschenleben in den Schützengräben. Sie bedeuteten auch eine immense Kapitalvernichtung in Europa. Das Deutsche Reich musste Kriegsanleihen an die eigene Bevölkerung zurückzahlen und Geld für die Reparationsleistungen an die Siegermächte aufbringen. Um den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, wurde mehr und mehr Geld in Umlauf gebracht. Immer mehr Geld war immer weniger wert. Kostete ein Ei im Juni 1923 bereits 800 Mark, waren es im Dezember 1923 unfassbare 320 Milliarden Mark.
Auf dem Höhepunkt der Inflation wurde eine neue Währung geschaffen: die Reichsmark. Angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen Folgen der Inflation überdachten die Alliierten ihre Politik gegenüber dem Deutschen Reich. Sie erkannten, dass nur ein wirtschaftlich erstarkendes Deutschland umfassende Reparationszahlungen leisten konnte. Das Startsignal für die berühmten Goldenen Zwanziger. Sie lehren uns, es kommen auch wieder bessere Zeiten.