„Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.” Der diesjährige Nastätter Oktobermarkt würde in diesem Jahr seine 75jährige Wiederkehr in der Nachkriegszeit feiern, so dachten wir im Stadtarchiv, als wir die Oktobermarktzeitung von 1972 mit dem Titel „25 Jahre Nastätter Oktobermarkt 1948 – 1972“ entdeckten. Kurz überlegt, ja es wäre der 75. Oktobermarkt, wäre nicht 2020 pandemiebedingt unsere „Kerb“ ausgefallen und dann noch die Verwirrung mit den Jahreszahlen, 1948 bis 2022 gibt doch nur 74 Jahre, was dennoch eine 75. Wiederkehr bedeutet. Genug der Verwirrung, wir feiern also ein Jubiläum der besonderen Art, dass der Nastätter Oktobermarkt 2022 als unsere „Kerb“ entsprechend gewürdigt wird und wir uns im Jahr 2023 auf 75 Jahre Nastätter Oktobermarkt in der Nachkriegszeit freuen können.
Möge es auch noch widersprüchlich erscheinen, dass unser traditionsgebundenes Heimatfest, welches schon als alter Brauch aus der Geschichte übernommen wurde, erst eine 74jährige Wiederkehr ist.
Gewiss hat es in Nastätten schon seit 1924 organisierte Oktobermärkte gegeben und darüber hinaus hat Nastätten schon im Jahre 1742 per landesherrlichem Dekret einen dritten Jahrmarkt bewilligt bekommen „der jeder Zeit auf den dritten Mittwoch Oktobris zu halten ist“, so dass ähnliche Heimattreffen in der Geschichte Nastättens nicht auszuschließen sind.
Dennoch haben wir Nastätter Grund zur Jubiläumsfeier, denn die Gestaltung der Nastätter Oktobermärkte in dem bisher gezeigten Rahmen seit 1948 war etwas Neues, ein neuer Start und setzte auch neue Maßstäbe. Warum sollen wir nicht in diesem oder im nächsten Jahr die 75. Wiederkehr des Nastätter Oktobermarktes seit 1948 gebührend hervorheben. Bei der Jahreszahl 1948 kann man völlig zu Recht von einem Nullpunkt sprechen. Der Oktober 1948 bescherte nicht nur den Nastättern allein ein völlig neues Marktgefühl. Viele haben es vergessen, viele waren noch gar nicht geboren, wie lange alle unter Not und Entbehrungen völlig vergessen haben, dass es auch lebenswerte Dinge gibt.
Am 20. Juni 1948, dem Tage, an dem die alte Reichsmark starb und die D-Mark das Licht der Welt erblickte, glaubte noch keiner so recht daran, dass man auch etwas „ohne” kaufen könnte, vier Monate danach gab es wieder einen echten Nastätter Oktobermarkt. So ganz ohne Zuteilungspapier lief damals die Versorgung noch nicht. Die Nastätter Metzger erhielten noch Extra-Zuteilungen für den Oktobermarkt und es gehörte viel Geschick dazu, aus diesen Rationen mehr Masse zu machen. Auch die Nastätter Gastronomie bemühte sich damals noch, über dunkle Kanäle ein kleines Sortiment von Schnäpsen und Likören zu besorgen und den Festgästen gegen D-Mark auszuschenken.
Nicht vergessen sein soll aber der Initiator des Nastätter Oktobermarktes seit 1948. Hier hat der Gewerbeverein, an den schönen Brauch der Vorkriegszeit anknüpfend, es mit viel Geschick und mit viel Unternehmungsgeist verstanden, dieses Nastätter Heimatfest wieder aufleben zu lassen. Wer denkt da nicht an die damaligen Aktiven der Festzüge, wo alle noch staunend an den Straßen standen und sich darüber freuten. Der Festzug 1948 hatte das Thema „Frieden“, etwas, was wir uns aktueller denn je wieder wünschen.
Dem Gewerbeverein, der Stadt Nastätten mit seinem Bauhof und dem Marktmeister*innen sowie allen Organisatoren und freiwilligen Helfern gebührt daher der Dank, dass vor 74 Jahren, unsere „Kerb“ - der Nastätter Oktobermarkt – wieder an den Start gehen konnte, sodass wir 2023 - 75 Jahre Oktobermarkt feiern.
So laden wir alle unsere Freunde des Nastätter Oktobermarktes ein, den Oktobermarkt 2022, wie in den vergangenen Jahren zu erleben und hoffen auf eine rege Teilnahme an den diesjährigen Veranstaltungen. In diesem Jahr feiern wir ein weiteres Jubiläum: „50 Jahre Daheim im Blauen Ländchen - Verbandsgemeinde Nastätten“, das Motto des Festzuges. Außerdem erwartet uns wieder der große Krammarkt - Feuerwerk - Live-Musik und erstmalig eine Lasershow.